Tiere
Der Sommerfrischler im Gesäuse
Flussuferläufer
Der Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), ein kleiner Watvogel, ist ein Sommergast an den naturnahen Schotterufern der Fließgewässer im Nationalpark Gesäuse. 10.000 km legt er zurück, um für die Brut und Jungenaufzucht aus Südafrika hierher zu kommen. Der Flussuferläufer ist bei uns selten geworden und die vier bis sechs Brutpaare, die wir jährlich im Nationalpark Gesäuse zählen können, bilden den größten Bestand der Steiermark! Besonders in der Brutsaison von Mai bis Juli reagieren die scheuen Vögel sehr empfindlich auf Störungen. Bitte respektieren Sie daher die Betretungsverbote an den Ufern und nützen Sie die Möglichkeit, die Flussuferläufer aus sicherer Entfernung – z.B. der Beobachtungshütte am Leierweg – zu sehen oder seinem charakteristischen Ruf „Hididididi“ zu lauschen.
König der Lüfte
Steinadler
Steinadler (Aquila chrysaetos) sind die Könige der Lüfte. Mit Flügelspannweiten über zwei Meter bieten die stattlichen Greifvögel einen majestätischen Anblick. Apropos Anblick: Wussten Sie, dass ein Adler eine Maus aus einer Entfernung von ungefähr einem Kilometer noch deutlich sieht?
Gebrütet wird zwischen März und Mai. Im Nationalpark Gesäuse gibt es drei Paare, die ungefähr jedes zweite Jahr ein Junges großziehen. Um zu wissen, wo die Horste liegen und wie man die brütenden Steinadler am besten vor Störungen schützt, werden sie in dieser Zeit regelmäßig von den Nationalparkmitarbeitern beobachtet und überwacht. Mit etwas Glück gelingt es auch Ihnen, den größten Vogel des Nationalpark Gesäuse zu erspähen.
Der Superstar unter den Endemiten
Nördliches Riesenauge
Das Nördliche Riesenauge (Megabunus lesserti) macht seinem Namen alle Ehre. Im Gegensatz zu anderen Spinnentieren, die acht Augen besitzen, begnügen sich Weberknechte wie das Nördliche Riesenauge mit zwei. Der Körper dieses Endemits ist nicht größer als ein Sonnenblumenkern. Die acht langen Beine machen ihn aber zu einem handflächengroßen Kletterkünstler. Die senkrechten Kalkfelsen zwischen dem Lugauer und dem Buchstein bilden sein Zuhause. Sollten Sie im Nationalpark also an hochgelegenen, steilen Felswänden vorbeikommen, werden etwas Geduld und Glück mit einem Blick in zwei wundervolle, überdimensional große Augen belohnt. Mehr zu den Endemiten im Gesäuse finden Sie im Faktenblatt Endemiten (weiter unten).
Überlebenskünstler tief im Berginneren
Steirischer Nordostalpen-Blindkäfer
Er kann ausschließlich in Höhlen überleben und ist daher bestens an das Leben in der Kälte und Dunkelheit angepasst: der Steirische Nordostalpen-Blindkäfer (Arctaphaenops angulipennis styriacus) ist zwar blind, hat aber lange Tastborsten an seinem Körper, mit denen er sich orientieren kann. Sein Name verrät schon, dass auch er ein Endemit ist: sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich lediglich vom Gesäuse über den Dürrenstein bis hin zum Ötscher. Erst 2016 wurde er im Nationalpark Gesäuse nach 80 Jahren wiederentdeckt. Die meisten Höhlentiere sind an das sehr konstante Höhlenklima angepasst. Bereits leichte Schwankungen können daher ihr Überleben gefährden.
Übrigens: um auf die hohe Schutzwürdigkeit dieser besonderen Arten aufmerksam zu machen, hat der Verband Österreichischer Höhlenforscher den eng verwandten Dachstein-Blindkäfer (A. angulipennis angulipennis) sogar zum Höhlentier des Jahres 2021 gewählt!
Hat der Luchs eine Chance?
Luchs
Historisch besiedelten Luchse (Lynx lynx) alle Wald-und Steppengebiete Eurasiens. Durch rigorose direkte Verfolgung wurden sie bis 1900 in Österreich und beinahe ganz Westeuropa ausgerottet. Mit der Freilassung der Luchskatze „Freia“ begann 2011 ein Wiederansiedlungsprojekt im benachbarten Nationalpark Kalkalpen. Charakteristisch für den Luchs sind seine Pinselohren und der Stummelschwanz. Luchse haben ihren bevorzugten Lebensraum in reich strukturierten Wäldern, die ihnen auch Beute bieten. In offenen Landschaften, Siedlungen und Gebirgslandschaften halten sie sich nicht dauerhaft auf. Luchse sind Einzelgänger und beanspruchen ein Revier von ca. 10.000 – 25.000 ha für sich. Sie nehmen sehr weite Ortswechsel vor und können in einer Nacht 40 km weit wandern. Österreich spielt eine Hauptrolle bei der Vernetzung der Karpatenluchse mit den mitteleuropäischen Inselvorkommen. Die Region der Nördlichen Kalkalpen bildet ein Zentrum der Artenvielfalt im Herzen Österreichs und erfüllt gleichzeitig eine Korridorfunktion für den genetischen Austausch in den Norden, Süden, Osten und Westen.
Gefiederter Kletterer
Mauerläufer
Mit etwas Glück kann dieser hochalpine Singvogel (Tichodroma muraria) mit seinem prächtigen, leuchtend rotweißen Gefieder vor den steilen Felswänden und Wildbachschluchten des Nationalpark Gesäuse beobachtet werden. Sein schneller Flügelschlag und der lange spitze Schnabel erinnern an einen Kolibri. Mit seinen langen Zehen und Krallen findet er selbst an steilen Felswänden Halt und hüpft geschickt von einem Felsvorsprung zum nächsten. Dort sucht er in Grasbüscheln und Felsspalten nach Insekten oder gelangt zu kleinen Höhlen und Felsnischen, die er als sicheren Ort für seine Brut verwendet. Diese Brutplätze liegen in den ausgedehnten Felswänden so gut versteckt, dass sie selbst von erfahrenen Beobachter*innen oft nur schwer zu entdecken sind.
Termine zum Thema
Hier finden Sie passende Veranstaltungen, bei welchen Sie die Besonderheiten der Tiere im Nationalpark Gesäuse erfahren können. Mehr zu unseren Veranstaltungen finden Sie in unserem Kalender.